Aufbruch ins Zukunftsland: Rückblick auf Online-Format zu Innovationspolitik

Die letzten vier Jahre waren innovationspolitisch weitestgehend verlorenen Jahre. Anstatt mutig und beherzt Leerstellen und Probleme anzupacken, hat die Große Koalition den status quo zementiert. Für uns Grüne ist klar: Wir müssen heraus aus eingefahrenen Mustern, starren Förderstrukturen und verkrusteten Hierarchien. Punktuelle Verbesserungen in der Forschungs- und Innovationspolitik reichen nicht aus. Stattdessen brauchen wir ein grundlegendes Systemupdate und eine neue Verwaltungskultur. Wir wollen Menschen mit Ideen die Flexibilität, Freiräume und den Rückenwind geben, den sie brauchen.

Auf ins Zukunftsland – Mit Mut, Freiheit und Vielfalt für nachhaltige Innovationen

Mit unserem Fraktionsbeschluss Zukunftsland haben wir dafür eine Blaupause vorgelegt. Das Zukunftsland setzt auf die Innovationskraft und Vielfalt der gesamten Gesellschaft für einen nachhaltigen Wandel. Es bietet den dynamischen Rahmen, den kluge Köpfe aus aller Welt für die Umsetzung ihrer Ideen brauchen. Es erfordert eine Verwaltung, die die offene, kollaborative Arbeitsweise in Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft versteht und unterstützt.

Dazu debattierte ich am 25. Juni mit fast 70 Vertreter*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft sowie den Impulsgeber Stefan Heumann (Vorstandsmitglied der Stiftung Neue Verantwortung) und Rafael Laguna de la Vera (Direktor der Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND). Großen Zuspruch gab es dabei u.a. für unser Plädoyer, die Innovationsförderung inhaltlich und strukturell stärker an mutigen und ambitionierten Missionen (z.B. Energieversorgen mit 100 Prozent erneuerbaren Energien und klimaneutrale Industrieprozesse) auszurichten. Ebenso breite Unterstützung erhielten unsere grünen Forderungen für eine neue Gründungskultur: ob stille Beteiligung als neuer Ausgründungsstandard, mehr und besser finanzierte Gründungszentren, einen Kulturwandel in der Wissenschaft und mehr Risikokapital aus Deutschland und Europa – über das Wie herrschte große Einigkeit. Ab Herbst 2021 geht es dann an die Umsetzung. Zudem wurden deutlich: eine neue Innovationskultur geht nicht ohne eine neue Verwaltungskultur. Dazu bedarf es mehr Offenheit (für Risiko, für neue Formen der Zusammenarbeit), mehr Expertise (durch Beschäftigten aus unterschiedlichen Disziplinen, Quereinsteiger*innen und neuen Karrierepfaden) und mehr Ergebnisorientierung.

Mit der D.Innova Innovationen zum Durchbruch verhelfen

Bereits am 4. Juni diskutierte ich unser Konzept für eine neue nationale und unabhängige Innovationsagentur D.Innova mit den Ko-Autor*innen Kai Gehring, Dr. Muriel Helbig und Prof. Hans-Henning von Grünberg. Mit der D.Innova wollen wir künftig die Förderung der anwendungsorientierten Forschung konsequent stärken und damit in der Innovationsförderung eine strukturelle Lücke schließen. Ob Startup-Förderung, Stärkung regionaler Innovationsökosysteme und der anwendungsorientierten Forschung in der Breite – eine eigenständige, unabhängige Innovationsagentur hat das Potential, dem Innovationsstandort Deutschland einen neuen Schub zu verleihen. Das vollständige Konzeptpapier der D.Innova findet sich hier: https://annachristmann.de/d-innova/.

Mit über 100 Teilnehmer*innen entwickelte sich eine überaus lebhafte und spannende Diskussion. So wurde von vielen Personen angeregt, dass eine D.Innova unbedingt auf Grundlage eines breiten Innovationsverständnisses fördern sollte, um so endlich auch soziale Innovationen stärker in die Anwendung zu bringen – für uns Grüne eine Selbstverständlichkeit. Allerdings wurde – bei aller Begeisterung für eine neue Förderinstitution – zurecht betont, dass sich auch eine solche mit vielfach benannten rechtlichen Hürden und Hemmnissen (z.B. durch die Bundeshaushaltsordnung, das EU-Beihilferecht oder auch das Besserstellungsverbot) auseinandersetzen müsste.