Empfehlungen aus dem öffentlichen Fachgespräch “Aufbau eines Dateninstituts”
Dr. Stefan Heumann, Mitglied des Vorstands der Stiftung Neue Verantwortung
„Wir brauchen in Deutschland ein Dateninstitut nach dem Vorbild des Open Data Institute (ODI). Drei Dinge sind jetzt für den Aufbau entscheidend: 1. Eine auf Datenteilen und -nutzung fokussierte Mission als DNA des Instituts. 2. Maximale Unabhängigkeit und Freiräume, um im Austausch mit Startups, NGOs und Wissenschaft schnell Themen und Projekte identifizieren und umsetzen zu können. 3. Statt juristischer Expertise sollten die Kompetenzen des Instituts vor allem bei Nutzung von Daten, bei innovativen Ansätzen in der Datenökonomie und bei starken Netzwerken in die für die Mission zentralen Communities liegen.“
Aline Blankertz, Co-Gründerin und Co-Vorstand der Sine Foundation
„Das Dateninstitut sollte helfen, Datennutzung mit hohem gesellschaftlichem Mehrwert zu fördern: Das gilt insbesondere für Gesundheits-, Mobilitäts- und Nachhaltigkeitsdaten. Hier fehlt oft ein neutraler Akteur, der öffentliche Stellen und Wirtschaft zusammenbringen kann, um Daten gemeinsam zu nutzen. Als eine Schnittstelle sollte es auch zwischen technischer, politischer und rechtlicher Expertise fungieren. Aktuelle Entwicklungen aus jedem Bereich zu „übersetzen“ und Erkenntnisse aus Pilotprojekten zusammenzuführen, ist sehr wertvoll. Vor allem sollte das Dateninstitut etwas mehr Startup und weniger Behörde sein. Es sollte nicht von Beginn an alles abdecken müssen, sondern agil darauf reagieren, welche Fragen besonders dringend und relevant sind.“
Prof. Dr. York Sure-Vetter, Direktor Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) e.V.
“Ein systematischer, strategiegeleiteter Prozess steht aus meiner Sicht am Anfang des erfolgreichen Aufbaus eines Dateninstituts. Zielgruppen müssen zunächst identifiziert werden. So können Bedarfe sowie bereits bestehende Potenziale erkannt und berücksichtigt werden.
Damit ein Dateninstitut von einer breiten Basis angenommen wird, ist zudem wichtig, Nutzer:innen und Organisationen schon früh in die Strukturen und Aktivitäten einzubinden. Gefragt ist eine agile Organisation: Es sollte spontan auf relevante Impulse reagiert werden können – allerdings stets mit der langfristigen Vision im Auge.”
Christian Horn, Leitung Geschäfts- und Koordinierungsstelle GovData – Das Datenportal für Deutschland
„ Ein starkes unabhängiges Dateninstitut ist für Deutschland ein zentraler Baustein einer zukunftsweisenden Datenpolitik. Als eine zentrale Aufgabe aus meinen Verantwortungsbereich OpenData sehe ich, dass die Datenöffnung endlich zum integralen Bestandteil allen Verwaltungshandelns vom Auswärtigen Amt bis zum Abwasserzweckverband wird.
Eine große Chance ist die anstehende Datenöffnung im Rahmen der PSI-Richtlinie. Damit diese Öffnung die erhofften Impulse für (Zivil-)Gesellschaft und die Wirtschaft entfalten und das riesige Potential von Open Data generiert werden kann, muss diese im Schulterschluss mit Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft umgesetzt und weiterentwickelt werden.
Für solche und ähnliche Aufgaben bedarf es einer unabhängigen Organisation wie ein Dateninstitut, das berät, begleitet, umsetzt und Chancen und Risiken aufzeigt; das gleichzeitig auch als Lobbyist für die Datenöffnung agiert!“
Oliver Rack, Open Government Netzwerk Deutschland in der Arbeitsgruppe ODI
“Für eine solide Wirksamkeit eines Dateninstituts empfiehlt es sich, dieses frühzeitig konzeptionell in ein förderliches Umfeld einzubetten. Der Auftrag des Instituts sollte es sein, einen chancenorientierten Umgang mit Daten in Deutschland zu stärken. Hierzu sollte es strategisch an weitere Politikfelder, deren Ziele, Prozesse, Regulierungen und Förderkulissen geknüpft werden.
Die Datenschutzbeauftragten und die nun zunehmend Einzug nehmenden Data Officers könnten um “Datenschatzbeauftragte” ergänzt werden. Politik und Verwaltung sollten zudem bei Datenverfügbarkeit als handlungsleitende Evidenzgrundlage und bei Datenkultur gestärkt werden – denn nur ein lernender Staat ist auch ein moderner Staat.
Institutionell gilt es, ein möglichst interdisziplinäres und domänenübergreifendes Konsortium zu entwickeln, dieses mit einer Governance zu unterlegen und solitären Entwicklungen vorzubeugen.”