Studium an jeder Milchkanne ermöglichen – digitales Sommersemester unterstützen

Zu den heutigen Beratungen der Kultusministerkonferenz (KMK) über den weiteren Lehrbetrieb an den Hochschulen erklären Dr. Anna Christmann, Sprecherin für Innovations- und Technologiepolitik, und Kai Gehring, Sprecher für Forschung, Wissenschaft und Hochschule:

Die Corona-Pandemie ist für die Hochschulen nicht nur eine große Herausforderung, sondern auch eine Chance, der Digitalisierung einen Schub zu geben. Statt „Nicht-Semester“ oder „Null-Semester“ auszurufen, sollten Hochschulen, Länder und Bund gemeinsam mit Schwung ein digitales Sommersemester ermöglichen. Während die Kultusministerkonferenz bereits über die Umsetzung diskutiert, ist Bundesbildungsministerin Karliczek einmal mehr offline. Statt zu zaudern, lautet die oberste Devise: Das Studium muss an jeder Milchkanne möglich sein. Es rächt sich nun, dass angekündigte Programme zur Unterstützung der Digitalisierung an den Hochschulen in den letzten Jahren nicht gestartet sind. Umso dringender ist es nun, dass Bund und Länder die Hochschulen nach Kräften bei der digitalen Lehre unterstützen.

Die Digitalisierung der Hochschulen muss Chefinnensache werden und der Bund die notwendige Unterstützung unkompliziert und schnell bereitstellen. Die notorisch passive Bildungsministerin hätte längst die seit Jahren in der Schublade liegenden Vorschläge aufgreifen können. Eine Digitalisierungspauschale, wie sie schon 2018 die regierungseigene Expertenkommission Forschung und Innovation vorgeschlagen hat, wäre ein mögliches Instrument. Vom im Koalitionsvertrag angekündigten Wettbewerb für digitale Hochschullehre ist nichts zu hören. Diese Ankündigungen müssen endlich umgesetzt werden. Denn Hochschulen müssen zügig in größere Serverkapazitäten, Laptops und Softwareprogramme investieren können.

Die Krise offenbart, wie groß der Beratungsbedarf für digitale Hochschulbildung ist. Das Hochschulforum Digitalisierung leistet hier bereits wichtige Pionierarbeit, das Programm „Innovation in der Hochschullehre“ steht noch in den Startlöchern. Ministerin Karliczek sollte sehr zügig die finanzielle Unterstützung für solche bestehenden Akteure in der digitalen Hochschulbildung erhöhen, damit diese die stark gestiegene Nachfrage nach Beratung auch kurzfristig bedienen können.

Zudem braucht es bei der Digitalisierung der Hochschulen eine stärkere Koordinierung durch das Bundesbildungsministerium, damit nicht jedes Land alleine z.B. den Erwerb von Softwarelizenzen managen muss. Auch rechtliche Fragen im Bereich Datenschutz und Urheberrecht stellen die Hochschulen vor Herausforderungen, bei denen der Bund unterstützen sollte.